Steht die Schweiz vor einer Wohnungsnot?
24.05.2023 – Herr Bundesrat Parmelin, Sie schalten nicht vorschnell auf Alarmismus. Aber der fehlende Wohnraum scheint Sie ernsthaft zu beschäftigen?
Im Französischen kennen wir den Ausdruck «Gouverner, c’est prévoir». Also, regieren heisst rechtzeitig vorausschauen. Deshalb verfolge ich die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt aufmerksam. Wenn sich die Situation in eine unerwünschte Richtung entwickelt, gilt es Gegensteuer zu geben.
Folgt nach Corona, Energie und Lieferproblemen für Sie die nächste Krise, die Wohnungsnot?
Von einer Krise möchte ich im Moment noch nicht sprechen. Aber der Trend geht in Richtung Verknappung. Die Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt tragen das Potenzial einer Wohnungskrise in sich. Dies zeigt sich auch in der Leerwohnungsziffer, die zwischen 2020 und 2022 von 1.72 auf 1.31 Prozent gesunken ist. Einen so starken Rückgang innerhalb von zwei Jahren gab es seit Jahrzehnten nicht mehr. Beobachtende gehen davon aus, dass die Leerwohnungsziffer bis 2024 unter 1 Prozent sinkt.
Wie schlimm ist der Mangel an Wohnraum für die Gesellschaft?
Ein ungenügendes Wohnungsangebot kann die Wirtschaftsentwicklung einschränken. Auch sind sozialpolitische Spannungen möglich, wenn die Mieten steigen und Menschen mit bescheidenen Einkommen keine Wohnung mehr finden.