Auswirkung Wirtschaftsentwicklung auf den Immobilienmarkt
17.04.2024 – Zeigen Sie uns bitte Ihre Kristallkugel, aus der Sie die Finanz- und Zinsprognosen herauslesen?
Brian Mandt, Chefökonom der Luzerner Kantonalbank LUKB: Ich gestehe, dass ich noch auf der Suche nach einer schönen Kristallkugel bin (lacht). Ich nutze andere Hilfsmittel, die mir bei den Prognosen für die Finanzmärkte helfen. So haben die Wirtschaftsentwicklung und Entscheidungen der Notenbanken und Regierungen über Geld- und Wirtschaftspolitik Einfluss auf die Finanzmärkte. Die Analyse und Interpretation von Wirtschaftsdaten sind wichtig. Ökonomische Modelle, die die Zusammenhänge beispielsweise zwischen Arbeitsmarkt, Löhnen und Inflation abbilden, sind weitere Hilfsmittel. Geopolitische Ereignisse wie Kriege sind aber nie vorhersagbar, haben aber natürlich Einfluss.
Gleich vorweg: Welche Hauptinfos geben Sie einer Baugenossenschaft zur Zinssituation 2024?
Die Schweizer Wirtschaft gewinnt dieses Jahr an Fahrt. Die Beschäftigungsund Einkommensaussichten bleiben damit positiv. Die Inflation stabilisiert sich auf niedrigem Niveau. Somit kann die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins dieses Jahr weiter senken. Für den Immobilienmarkt sind die Rahmenbedingungen für dieses Jahr insgesamt positiv.
Ihr Stichwort SNB ist ein Steilpass zur provokativen Frage: Ist die Immobilienblase ein unnötiges Schreckgespenst der SNB?
Nein. Die Bewertungen am Schweizer Immobilienmarkt sind hoch. So liegt das Verhältnis von Kaufpreis zu Miete bei Wohnliegenschaften über dem langjährigen Durchschnitt. Die Anfälligkeit gegenüber Schocks ist hoch. Zum Beispiel ist ein Szenario denkbar, bei dem die Inflation nochmals kräftig steigt und anhaltend hoch bleibt. Die SNB würde in diesem Szenario den Leitzins weiter anheben. Am Immobilienmarkt könnte das zu einem abrupten Preisrückgang führen.